Dienstag, 25. Oktober 2016

Zucht und Gentechnik

Das Thema gentechnisch modifizierte Lebensmittel ist nach wie vor höchst umstritten. Es mangelt nicht an Argumenten für oder gegen, jedoch wissen wir wenig über die Auswirkungen solcher Lebensmittel und erst recht schwierig wird es eine Linie zu ziehen, zwischen dem, was erlaubt und was nicht erlaubt sein sollte. Hier einige Fragen und Überlegungen zum Thema, um eine persönliche Entscheidung zu erleichtern.

Es ist nicht so als ob die Menschen erst mit genetisch modifizierten Pflanzen Eingriffe in die Natur, zum Zwecke der Verbesserung vornehmen. Wobei eine Verbesserung zum Beispiel in wirtschaftlichen (erhöhter Ertrag) oder gesundheitlichen (verträglichere Lebensmittel) Formen erreicht werden kann. Jedoch lässt sich die Gentechnik von der Zucht in einigen Punkten eindeutig abgrenzen, wodurch ein roter Faden zwischen den beiden Techniken gezogen werden kann.

Differenzierung
Die Entstehung neuer Arten, wie in der künstlichen Zucht durch Menschen, existiert in der Natur schon seit jeher, etwa in Form von Zufallskreuzungen (die Hybridrebe ist ein Beispiel hierfür). Wissenschaftlich wurde das Thema durch Gregor Mendels Forschungsarbeiten revolutioniert: Er führte Kreuzungsversuche an Erbsen durch, indem er Erbsen mit dem Blütenstaub anderer Erbsenarten bestäubte und so Gene von einer Art auf die andere Art übertrug, um neue Arten zu schaffen. Grundsätzlich kommt in der Zucht und der Gentechnik also dasselbe Prozedere zur Anwendung, Gene werden von einem Lebewesen auf ein anderes übertragen, wobei dies zu vorteilhaften Eigenschaften im neu erschaffenen Lebewesen führen soll. Die Zucht beschränkt sich jedoch auf Arten innerhalb einer Gattung. Es ist nicht möglich, wie in der Gentechnik, Gene von verschiedenen Gattungen aufeinander zu übertragen. In der Gentechnik ist sogar die Übertragung von Bakteriengenen auf Tiere möglich, was selbstverständlich um eine Vielzahl mehr Möglichkeiten zur Erschaffung neuer Arten bedeutet. Ein weiterer Unterschied liegt in der Tatsache, dass in der Gentechnik bestimmte Gene einzeln übertragen werden könne, während in der Zucht keine Kontrolle über die übertragenen Gene besteht. Schlussendlich ist die Gentechnik also eine verfeinerte Art der Zucht, welche nur unter künstlichen Bedingungen möglich ist.

Grundsätzliches
Auf Basis dieser Erkenntnisse lässt sich also sagen, dass weder die Zucht noch die Gentechnik per se schlecht oder gut sind. Mit beiden Techniken können sowohl mehrheitlich vorteilhafte wie auch mehrheitlich nachteilige Ergebnisse erzeugt werden. Jedoch kann darüber diskutiert werden wie sinnvoll oder notwendig die Methoden sind. Aufgrund der Aktualität und der beschränkten Möglichkeiten der Zucht, werde ich dies zum Thema Gentechnik etwas ausführen.

Um die Fragen der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit zu beantworten, sollte man sich erst die verfolgten Ziele vor Augen führen. Nehmen wir hier als Beispiel die Landwirtschaft, denn gerade dieser Bereich wird stark von gegenteiligen Meinungen dominiert. Die einen befürworten Produkte wie “Gen-Mais”, die andern sind strikt dagegen. Welches Ziel kann also mit einem solchen Produkt verfolgt werden? Das könnte die Erhöhung des Ernteertrags sein, das Immunisieren der Pflanze gegen Schädlinge oder aber Pestizide, das Entfernen von Allergenen oder auch eine Änderung des Geschmacks. Egal welches Ziel verfolgt wird, einige Fragen sollte sich jeder stellen um eine Meinung zu dem Thema beziehen zu können.

Davor aber noch etwas grundsätzliches, das zur Beantwortung dieser Fragen immer berücksichtigt werden sollte. Die Gentechnik steckt noch in ihren Kinderschuhen und ist ein sehr komplexes Gebiet. Aussagekräftige Langzeittests zu genetisch modifizierten Organismen sind nur in sehr beschränktem Maße vorhanden, daher ist schwer zu sagen welche Auswirkungen diese Produkte auf die Konsumenten haben werden - vor allem der langfristige Konsum. Außerdem ist schwer vorherzusehen welche Auswirkungen die Genprodukte auf die Umwelt haben werden und umgekehrt, wie die Natur sich auf die Pflanzen auswirkt. Breitet sich die Pflanze womöglich unkontrolliert aus? Verändert sie den Boden? Oder bietet sie bestimmten Schädlingen neue Nahrung? Erst wenn derartige Fragen geklärt sind, kann von einem “sicheren” GMO die Rede sein.

Frage der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit
Nun, angesichts der Überproduktion und des täglich anfallenden Lebensmittelmülls, stellt sich die Frage, ob es aus einer gesamt-gesellschaftlichen Sicht notwendig ist, zum Beispiel den möglichen Ertrag einer Pflanze, wie Mais, zu erhöhen. Deshalb ist es meiner Meinung nach weder sinnvoll, noch notwendig hier GMOs anzubauen, solange diese nicht mit Sicherheit als unbedenklich eingestuft werden können.

Das “Abhärten” einer Pflanze gegen Schädlinge erscheint generell als sinnvoll, solange dies nicht auf Kosten anderer wichtiger Kriterien dieser Pflanze geschieht. Immerhin könnte so der Einsatz von Pestiziden reduziert werden. Womit wir auch schon zu einer anderen Methode der Schädlingsbekämpfung durch Gentechnik kommen, wenn auch einer indirekten. Man könnte schließlich auch die Pflanze resistenter gegen Pestizide machen, persönlich finde ich aber eine Reduzierung der verwendeten Pestizide erstrebenswerter.

Eine weitere Möglichkeit der Gentechnik besteht darin, Pflanzen oder Früchte von Schadstoffen oder Allergenen zu befreien. Auch das hört sich auf den ersten Blick vernünftig an, jedoch stellt sich doch die Frage wie weit man gehen sollte. Würde unser Immunsystem womöglich schwächer werden, wenn wir mehr und mehr Lebensmittel konsumieren, die von unserem Organismus möglichst einfach verwertet werden können? Ich kann diese Frage nicht beantworten und bin mir mehr als unsicher wie gut das zum derzeit wissenschaftlich möglich ist. So lässt sich auch in diesem Zusammenhang hinterfragen, wer von so einem Vorgehen schlussendlich profitieren würde und in wessen Interesse es wäre. Sind es bestimmte Industriezweige, beispielsweise die Pharmaindustrie, oder die Gesellschaft an sich? Eine hilfreiche Frage, um auch in diesem Fall einen Eindruck für Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit zu erhalten.

Meiner Meinung nach sollte man Gentechnik also nicht in den Himmel loben aber auch nicht verteufeln. Die Forschung in diesem Bereich birgt mit Sicherheit noch enormes Potenzial, sollte aber vor ihrem Einsatz gründlich geprüft werden. Außerdem ist wie gesagt stets die Notwendigkeit zu hinterfragen, sollte es natürliche Alternativen zu GMOs geben, so bin ich dafür auf diese zurück zu greifen. Nutzhanf könnte beispielsweise unseren Bedarf an einer Vielzahl an Rohstoffen - wie Fasern, Ölen oder Brennstoffen - befriedigen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen